Das Interview: Bewege den Körper und stille deinen Geist mit Ursina Badilatti

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Bewege den Körper und stille deinen Geist mit Ursina Badilatti

Als Profi-Langläuferin war der Alltag von Ursina Badilatti immer gleich: Essen, Trainieren und Schlafen zu gleichen Teilen, tagein, tagaus die gleiche Routine. Natürlich sorgten Flüge, Trainingslager und Weltcup-Events für Abwechslung. Doch während ihrer 15-jährigen Langlaufkarriere, in der sie den 3. Platz beim Engadin Skimarathon und diverse Schweizer Meistertitel einfahren konnte, fühlten sich Körper und Geist entkoppelt.

AM 01.09.2021

"Als ich an Wettkämpfen teilnahm, war ich ausschließlich darauf konzentriert, meinen Körper zu bewegen, aber meine Gedanken waren an tausend verschiedenen Orten", erklärt uns Badilatti von ihrem Zuhause in Samedan aus. Dies ist ein Zustand, der ihrer Meinung nach für die meisten Menschen normal sei. "Man kann nicht langfristig roboterhaft trainieren und erwarten, dass man dadurch bessere Leistungen erbringt."

Nach ihrem Rücktritt vom Langlaufsport ist Badilatti weiterhin aktiv und im Winter regelmässig auf der Loipe anzutreffen. Im Jahr 2015 begann sie ausserdem damit, vermehrt Yoga zu praktizieren. Ihr Interesse an Sport, Bewegung und der eigenen Selbstreflexion, sowie der Wunsch, im Ausland zu leben, führten sie nach Berlin und dann nach Kalifornien, wo sie ihre Ausbildung zur Yogalehrerin absolvierte. Durch Yoga, sagt sie, konnte sie Geist und Körper zu gleichen Teilen wieder mit sich vereinen. 

"Die Matte ist ein Spiegel und offenbart gute und schlechte Gewohnheiten. Den Geist durch Yoga zur Ruhe zu bringen, ist ein häufig übersehener Leistungsaspekt," meint Ursina.

Badilatti kombiniert ihre Leidenschaft für Yoga nun mit ihrer Vergangenheit als professionelle Langläuferin. Sie bietet regelmässige Online-Kurse an, veranstaltet im Engadin Wochenend-Retreats, die Langlauf und Yoga verbinden und unterstützt zudem ausgewählte Sportler dabei, die Balance zwischen Geist, Körper und Leistung zu finden. Als Beleg für die positiven Auswirkungen von Yoga, die sowohl körperlich als auch mental sein können, erinnert sich Badilatti an das Jahr zurück, das sie in Berlin verbracht hat. Im November 2016 kam sie zurück in die Schweiz, um in Davos Langlaufunterricht zu geben. Es war das erste Mal seit mehr als zwölf Monaten, dass sie Schnee sah.

Das Interview: Bewege den Körper und stille deinen Geist mit Ursina Badilatti

"Ich habe mich noch nie so gut auf den Skiern gefühlt", erinnert sie sich. Ihre Becken- und Kniesehnen-Beweglichkeit war verbessert und besser, als es als Profi je gewesen war. Auch das Gefühl der Schwerelosigkeit und ihre Kraft beim Langlaufen waren viel bewusster. 

In jenem Moment festigten sich die Gedanken, die sie während ihrer täglichen Praxis aufgebaut hatte; die Beziehung zwischen Achtsamkeit (erreicht durch Yoga, Atmung und andere Techniken) und Sport war klarer denn je.

Heute pflegt sie immer noch einige Kontakte innerhalb des Schweizer Skiverbands, kann aber nicht sagen, wie viele Athleten Yoga zu einem Bestandteil ihres Trainingsplans machen. Eines ihrer Ziele ist es, den Sportlern zu helfen, ihr Gleichgewicht zu finden und Stärke in Geist und Körper aufzubauen, um dadurch letztlich ihre Leistung zu verbessern. 

"Athleten und Alltagssportler nehmen sich immer Zeit zum Trainieren, aber nie genug Zeit zur Erholung", fügt sie hinzu. " Dabei gibt es so viele Möglichkeiten und so viele Wege, die einem dabei helfen, Leistung zu erbringen. Letztendlich kann Yoga als ultimativer Reset-Knopf dienen, wenn man Wettkämpfe bestreitet." Ein Ort, um Geist, Körper und Bewegung zu verbinden - etwas, von dem jeder profitieren kann. 

Connecte dich mit Ursina auf @ursina.ch oder auf ihrer Website. Photos: @frency_soli. 

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