unisex trail running

Eine besondere Reise durch die Alpen

Im vergangenen Winter wagten zwei Alpinisten das Abenteuer ihres Lebens – eine epische Skitour durch die Alpen. Ironie der Geschichte: Es mangelte an Schnee.

Von: MALLORY BRITTON • Ski • 22.09.2023


„Selbst wenn sich unser Geist manchmal nach der warmen Stube und dem komfortablen Sofa zu Hause sehnte, so sind wir uns bewusst, welch enormes Privileg es ist, tagein, tagaus auf Skiern durch diese atemberaubenden Berge und Landschaften zu laufen …“


Mit diesen Worten meldeten sich Simon Wuilmart und Guillaume Maret im Februar 2023 auf Instagram aus den Bergen im Schweizer Kanton Graubünden. Zu diesem Zeitpunkt waren die beiden einen Monat auf Tour – das heisst, vier Wochen ohne ordentliches Bett, ohne richtige Heizung und ohne konstante Stromversorgung. Für sie kein Manko. Dafür wurden sie mit privaten Sonnenuntergängen und unberührtem Pulverschnee entschädigt. Und mit der Aussicht, dass ihre einzige Aufgabe an den meisten Tagen darin bestand, bis zum Abendessen Ski zu fahren.


Ihre Alpenüberquerung unter dem Titel „The ALP Project“ führte sie in drei Monaten von Salzburg entlang des Alpenbogens nach Menton in Frankreich. Dabei legten sie eine Distanz von 1.000 km bei 80.000 Höhenmetern zurück und bezwangen 34 Bergmassive.


Für ihr Abenteuer von den rauen Berglandschaften bis hin zum Mittelmeer planten sie drei Monate ein. Den grössten Teil davon wollten die beiden auf Skiern absolvieren. Was ihnen fehlte: ausreichend Schnee, der in weiten Teilen Europas noch immer auf sich warten liess.

grassy patch 3
alpinism
both guys in blackcomb
team Alp
skinning uphill_very snowy
crossing glacier

Skitour entlang des Alpenbogens 

Simon und Guillaume stammen ursprünglich aus Belgien bzw. Frankreich. Schon in ihrer Kindheit standen sie auf Skiern und gingen in den Bergen wandern. Später widmeten sie sich Skitouren und dem Bergsteigen. Nach einigen gemeinsamen Abenteuern suchten die beiden nach einer neuen Herausforderung, wie Simon beim Interview in der ODLO Zentrale im Mai zugab. So wurde das „ALP Project“ geboren und nahm in den nächsten Monaten durch intensives Kartenstudium sowie Kursen in Lawinensicherheit, alpinem Klettern und Risikomanagement konkrete Formen an. Sie traten einem Alpenverein bei, um ihre Fähigkeiten am Berg zu testen. Danach planten sie eine Route und begaben sich auf die Suche nach Partnern.


Das Duo wollte ausschliesslich mit Organisationen zusammenarbeiten, denen die Umwelt genauso am Herzen liegt wie ihnen. So kam die Partnerschaft mit ODLO zustande, in deren Rahmen die beiden neue Winterkleidung einem echten Praxistest unterziehen durften. Weitere Partner kamen hinzu, darunter Protect Our Winters. Simon und Guillaume verpflichteten sich, nachhaltig von A nach B zu kommen – mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Skiern, zu Fuss oder schlimmstenfalls per Anhalter. Ihre Nachtlager waren abfallarm und umweltschonend, was ihnen sehr entgegenkam.


„Wir waren nur Passagiere der Alpen“, so Simon. „Wir waren hier, um ihre Schönheit zu bewundern. Bei unserer Überquerung wollten wir nichts zurücklassen.“


Am 23. Januar bestückten Simon und Guillaume ihre Rucksäcke (45 l, 15 kg) und liefen im Stadtzentrum von Salzburg los. In den ersten Nächten haben sie nicht gut geschlafen – rissige Haut und heftige Stürme taten dabei ihr Übriges. „Anfangs war es hart“, gesteht Guillaume. „Aber nach einiger Zeit haben wir einen guten Rhythmus gefunden und sind eins mit den Bergen geworden.“


Entscheidungen gingen den beiden schneller von der Hand und der Übergang vom Skifahren zum Laufen verlief geschmeidiger. In Sachen Navigation blieben sie weitestgehend ihrer geplanten Route treu. Gelegentlich folgten sie allerdings den Spuren der Gämsen, soweit ihnen diese Option die bessere Wahl schien.

toward the refuge
downhill landscape
climbing the glacier
route planning
grassy patch 2
bluebird day
sunset

Vier Jahreszeiten in drei Monaten

Insgesamt legten Simon und Guillaume rund 450 Stunden auf Skiern zurück. Zu ihrer eigenen Überraschung mussten sie jedoch weite Strecken zu Fuss gehen – und das in Höhenlagen, die vor wenigen Jahren noch als absolut schneesicher galten.


„In unseren drei Monaten auf Tour haben wir die unterschiedlichsten Witterungsverhältnisse erlebt. Als wir im Januar durch Österreich und Deutschland gelaufen sind, war es superkalt und es hat sehr viel geschneit. Im Februar in der Schweiz war es hingegen sehr warm. Wir mussten viel mehr Wege zu Fuss gehen, als wir geplant hatten“, so Guillaume etwas nachdenklich.


Aufgrund eines ungewöhnlich warmen Winters und Schneemangels in weiten Teilen der Alpen waren selbst auf über 2.400 m zahlreiche Flächen grün. Dadurch liessen die beiden ihre Skier stehen und wanderten bei Durchschnittstemperaturen, die sich alles andere als durchschnittlich anfühlten, nur in Base Layern bekleidet.


„Der schnelltrocknende, enganliegende und zusammen mit Protect Our Winters designte Blackcomb Base Layer zählt zum Besten, das wir je getragen haben“, sagten die beiden Abenteurer unisono.


Wenn es über Schneefelder ging, warfen die beiden verschiedene Mid Layer und Jacken über. Sofern es der Empfang zuliess, meldeten sich Simon und Guillaume via WhatsApp, um ihre Eindrücke zu den Produkten zu teilen. Dabei haben sie die Ausrüstung auf ihrer dreimonatigen Reise praktisch in allen vier Jahreszeiten testen können.


„Es war fantastisch, die Jungs auf ihrer Expedition zu begleiten und sie im Anschluss zu einer ausgiebigen Feedback-Session in unsere Büros einzuladen“, erklärte Davide la Piana, Senior Designer bei ODLO. „Mit ihrer Hilfe konnten wir unser Proof of Concept bestätigen und einige Änderungen vornehmen.“

refuge bunkbeds
skinning uphill
beard trimming
Simon
cooking at refuge
digging snow at refuge

Während der 22-wöchigen Expedition befragte das Duo unterwegs Bergführer:innen, Hüttenpersonal und Wissenschaftler:innen zu den Veränderungen, die ihnen an den Bergen und Gletschern aufgefallen waren. Auszüge dieser Gespräche sowie Bildmaterial der Reise werden ab 2024 in einem Kurzfilm zu sehen sein. Den Zielort Menton an der Côte d‘Azur erreichten die beiden Ende April per Fahrrad.


Rückblickend auf ihre Expedition erzählen Simon und Guillaume von klirrend-kalten Nächten, wohlschmeckendem Bier mit Blick auf die österreichischen Alpen, wunderbaren Begegnungen mit putzigen Murmeltieren am Ende ihres Winterschlafs sowie atemberaubenden Aussichten auf über 4.000 m Höhe, die nur wenige Augen vor ihnen zu Gesicht bekamen.


Vor allem bei ihren Skitouren erlebten die beiden hautnah die klimatischen Veränderungen mit, die viele von uns bereits spüren. Offen bleibt die Frage, wohin sie ihr nächstes Abenteuer in den Bergen führen wird.


„Wir sind stolz auf diese Expedition, vor allem darauf, dass wir sie ohne CO₂-Emissionen meistern konnten. Wir alle müssen dazu beitragen, die Natur zu schützen, damit unsere Alpen in ihrer ganzen Schönheit erhalten bleiben.“

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