Eli Egger paragliding

Eli Egger: Hike & Fly über die Alpen

VON: MALLORY BRITTON  • Wandern • 25.07.2023


Irgendwo zwischen Dufourspitze und Sondrio gleitet Elisabeth Egger in 3.000 Metern Höhe getragen von einem strahlend weissen Nylonschirm geschmeidig durch die Lüfte. Über ihrem wärmenden Base Layer und der Jacke trägt sie eine mit Bleigewichten bestückte Weste. Dazu gesellt sich ein mit Wasser befüllter Ballasttank unter dem Sitzbrett. Seit Stunden schon ist sie in der Luft – und wird noch mindestens drei weitere dahingleiten, ehe sie wieder Boden unter den Füssen spürt. Nach der Landung wird sie den Gleitschirm im Rucksack verstauen und zu ihrem nächtlichen Schlafplatz wandern. So geht ein weiterer Tag beim Red Bull X-Alps zu Ende. Die kleinen Freuden nach der Anstrengung des Tages: Abendessen, eine kurze Massage und dann endlich die wohl verdiente Mütze Schlaf.


So oder so ähnlich sieht die tägliche Routine der rund 30 Athlet:innen aus, die an einem der härtesten Adventure Races der Welt teilnehmen. Das Ziel? In 12 Tagen eine Strecke von gut 1.200 km quer über die Alpen durch fünf verschiedene Länder zu Fuss und per Gleitschirm zu bewältigen. Die Route führt durch atemberaubende Landschaften, verlangt den Teilnehmer:innen aber auch alles ab und lässt sie ob der enormen Beanspruchung bisweilen atemlos zurück.


Eli will bei diesem monumentalen Rennen als erste Frau das Ziel erreichen. Die 53 kg leichte Österreicherin ist eine wahre Frohnatur mit unglaublich viel Charakter und Entschlossenheit. Dabei ist ihr Körpergewicht für einen Gleitschirm, wie er zur erfolgreichen Alpenüberquerung benötigt wird, eigentlich viel zu gering. Deshalb nutzt sie Ballast, auch wenn sie das beim Start vor erhebliche Herausforderungen stellt. Dennoch überwiegen die Vorteile der zusätzlichen Kilos: Eli kann so eine Schirmgrösse fliegen, die eigentlich für Personen mit rund 30 kg mehr Körpergewicht konzipiert ist und sich in der Luft besser steuern lässt. Ihre Hartnäckigkeit und Entschlossenheit klingen auch in unserem Gespräch immer wieder durch.


Eli Egger paragliding

Hike & Fly: worauf es ankommt


Eli startete zum ersten Mal beim Red Bull X-Alps und ihre Nachteile lagen klar auf der Hand. Obwohl die Österreicherin eine extrem versierte Alpinistin und Fluglehrerin ist, kommt sie aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen über Land und in der Luft nicht so schnell voran wie ihre männlichen Kontrahenten. Und wer die vorgegebenen Turnpoints nicht innerhalb der festgelegten Zeitlimits passiert, wird aus dem Rennen genommen.


Somit hatte kaum jemand damit gerechnet, dass Eli das Ziel erreicht. Auch die 28-Jährige war sich selbst nicht ganz sicher, ob ihr Unterfangen von Erfolg gekrönt sein würde.


„Mich haben Journalisten gefragt, ob ich überhaupt fit genug sei, um das Rennen zu meistern. Und meine männlichen Kontrahenten brachten mir zwar Respekt entgegen, aber unterschwellig schwang immer ein bisschen Skepsis mit. Für sie war es zwar cool, dass ich mich dieser Herausforderung stellte, aber sie gaben mir zu verstehen, dass ein Ausscheiden meinerseits keine grosse Sache sei. Das Wichtigste war ja, es überhaupt zu versuchen.“


„Das war mental nicht ganz einfach. Denn wenn du die ganze Zeit nur Zweifel hörst, stellst du dir irgendwann selbst die Frage, ob du der Sache überhaupt gewachsen bist“, gibt Eli Egger ihre Gedankenwelt preis. „Doch am Ende hat mich das Gerede nur bestärkt, weil ich aller Welt zeigen wollte, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, wenn man Grenzen neu ausloten will.“


Da sie bei den beiden vorherigen Auflagen des Red Bull X-Alps einen anderen Athleten als Supporterin unterstützt hatte, war sich Eli vollauf bewusst, welch enorme Anforderungen das Rennen an die körperliche Fitness und die mentale Stärke stellen würde. Aus ihren Erfahrungen als Begleiterin nahm sie vor allem eine Sache zu ihrem eigenen Vorteil mit: Entscheidungsfähigkeit.


„Ich bin gut darin, Informationen zusammenzutragen und dann meine Optionen auszuloten“, so die Athletin weiter. „Dieses analytische Denken hat es mir ermöglicht, immer auf dem richtigen Kurs zu bleiben.“ Damit hatten einige männliche Athleten mitunter ihre Probleme: Während sie oftmals riskantere Fluglinien wählten, um Zeit einzusparen, entschied sich Eli für sichere, besser navigierbare Routen.


Ihr auserwähltes Supportteam, dem sowohl Männer als auch Frauen angehörten, hielt sie auf dem steinigen Weg in Richtung Tagesziel sowohl emotional als auch physisch bei Laune.


Eli Egger with fans
Eli Egger with a team supporter
Eli Egger signing the poster

Im Rennverlauf übernahmen ihre Begleiter:innen verschiedene Rollen, häufig mit mehreren Funktionen auf einmal – von der Routenplanung über Massagen, Fotos, Ernährungstipps, Social-Media-Beiträgen und Coaching bis hin zur Essenszubereitung und das Verbringen der Ausrüstung. Trotz mehrerer Tagesstarts bereits um 4 Uhr morgens, einiger Tränen und ein paar hitziger Momente fand das Team im Gegensatz zu manch anderem eine harmonische Balance.


„Ohne mein Team wäre dieser Erfolg niemals möglich gewesen“, ist Eli ihrem Begleittross unwahrscheinlich dankbar.


Nach zehn Tagen schrieb Eli Egger Geschichte, als sie es als erste Frau seit Bestehen des Rennens ins Ziel schaffte.


„Als ich realisiert habe, dass ich im Ziel bin und dass mein Traum wirklich wahr geworden ist, war das einfach unglaublich.“

Gut ausgerüstet in neue Abenteuer


Wir freuen uns, Eli als ODLO-Athletin mit Funktionskleidung für ihre Hike-&-Fly-Rennen zu unterstützen. Ob bei 40 °C Hitze im Fleimstal oder Temperaturen um den Gefrierpunkt in 3.900 Metern Höhe – Eli kann auf ihre Ausrüstung von ODLO vertrauen, darunter Seamless Sport-BHs und wärmende Base Layer.


„Die BHs aus Merinowolle sind bei mehrtägigen Wandertouren Gold wert, weil sie so schnell trocknen und nicht unangenehm riechen, selbst wenn ich den ganzen Tag schwitze. Auch das Seamless High Sport-Bralette mit Reissverschluss vorne hat mich begeistert, da es sich nach einer schweisstreibenden Etappe so leicht ausziehen lässt.“

Eli Egger hiking
Eli Egger preparing her paraglider
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Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs lag der phänomenale Erfolg schon einige Wochen zurück. Doch der Hype um Eli ist noch immer nicht verflogen. Umso mehr freuen wir uns, dass sie sich zwischen vielen Interviews, Fotoshootings, Präsentationen, Myriaden unbeantworteter Nachrichten in den sozialen Medien und weiteren Einladungen eine ganze Stunde Zeit für uns genommen hat – auf einem Parkplatz, auf dem sie gerade eine Trainingseinheit beendet hat.


„Das Biest“, wie sie bei der Übertragung des Events von Red Bull genannt wurde, bereitet sich bereits auf die nächste grosse Herausforderung vor: Im 4er-Team wird sie im September den Dolomitenmann in Angriff nehmen. Bei der Extremsport-Veranstaltung sind zum ersten Mal überhaupt auch Frauen startberechtigt. Kein Wunder, dass Eli eine der ersten sein wird.

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