Mark with gravel bikes

Abenteuer entdecken: Ein Leitfaden für deine nächste Bikepacking-Tour 

Von : MARK COHEN  • Radsport • 21.06.2023


Nein, einen Audax hatte niemand von uns bestritten. Doch als der Startschuss für unsere Tour durch die Alpen fiel, hatten die meisten schon einige Tausend Kilometer in den Beinen. Manche haben an mehrtägigen Ausfahrten teilgenommen, andere begnügten sich mit dem einen oder anderen Gravel-Rennen.  


Und als wir dann vor der Zentrale von ODLO zusammenkamen, um eine Woche lang gemeinsam im Sattel zu sitzen, sollte sich eine alte Weisheit bewahrheiten: Selbst die am besten geplanten Radreisen beginnen und enden häufig an vorhersehbaren Orten. 


Vier Tage später, gut drei Kilometer vor der Passhöhe des San Marco, einem 26,65 km langen Anstieg mit insgesamt 1.895 Höhenmetern, der 1986 erstmals im Programm des Giro d‘Italia stand, war die Tragweite dieses Abenteuers in jeder Muskelfaser zu spüren. Wir waren mit frischen Beinen und grossen Ambitionen in Zug aufgebrochen. Doch auf der Königsetappe nahmen wir erst den San Marco und dann den Passo Culmine San Pietro in Angriff. Das hiess: 2.904 Höhenmeter an einem Tag. Es war schmerzhaft und doch auch ergreifend und wunderschön zugleich.  


Als es am ersten Tag (richtig heftig) regnete, kamen wir etwas desillusioniert im Bike-Hotel an. Drei Runden Rösti konnten die Stimmung allerdings schnell wieder heben. Als wir um Lecco zwei weitere Pässe hinaufkletterten und den Tag in einer kleinen Osteria in den Bergen in der Nähe unseres Airbnb ausklingen liessen, konnten wir den Moment so richtig geniessen. Mit jedem Tag gewannen wir neue Kraft und Motivation. Wir kamen in einen angenehmen Rhythmus, bei dem ein Rädchen ins andere greift – wir mussten nichts anderes tun, als unsere Radkleidung anziehen und losfahren. Ein wahres Glücksgefühl. Und mit etwas Planung war es am Ende ganz leicht, die Route zu meistern.   

Mark riding a bike

Die Route 

  1. Tag: Zug–Hospental 
  2. Tag: Hospental–Bellinzona 
  3. Tag: Bellinzona–Dubino  
  4. Tag: Dubino–Lecco  
  5. Tag: Lecco–Lecco  
  6. Tag: Lecco–Cittiglio 
  7. Tag: Cittiglio–Lugano   


Gesamtdistanz: 720 km 

Höhenmeter: 14.620 m 


Für eine Tour mit diesem Profil braucht es schon etwas Training. Wir haben darauf geachtet, dass wir nicht über 2.000 m ü. M. klettern mussten (der Kälte wegen) und wir wollten nach Italien, um dort ein bisschen „La dolce vita“ zu geniessen – gutes Essen und Trinken. Gleichzeitig haben wir Anstiege rausgesucht, die auch im Programm einer Grand Tour stehen können, bisher aber noch etwas unter dem Radar gelaufen sind. Wir haben Stopps an coolen Orten eingeplant, zum Beispiel im Sartoria Cyclista in Como. Wir sind die Strassen von Giro-Legende Alfredo Binda abgefahren. Und wir haben darauf geachtet, dass wir die Streckenlänge pro Tag in einem angemessenen Rahmen hielten. Wir haben Städte passiert, schöne Cafés entdeckt und atemberaubende Täler durchfahren. Insgesamt sassen wir dabei rund 36 Stunden im Sattel. Die wunderbare Landschaft und die tolle Gemeinschaft liessen die Zeit wie im Flug vergehen.  


Wichtigste Erkenntnis: Bei der Routenplanung sollte man realistisch bleiben, aber keine Angst davor haben, ein paar Extra-Kilometer einzubauen. Wenn es hart auf hart kommt, kann unser Körper Reserven anzapfen, von denen wir selbst nichts geahnt haben.  

One of the passes

Die Pässe

Oberalppass - Lukmanierpass - San-Bernadino-Pass - Splügenpass - San-Marco-Pass - Passo Culmine San Pietro - Passo di Valcava - Passo del Tedesco - Passo del Cuivignone 

Bike packed with ODLO gear

Die Ausrüstung

  • Regenjacke 
  • Radweste  
  • Radshorts (1x Cargo, 1x Race)  
  • Base Layer (2x) 
  • Merino-T-Shirts (2x)  
  • Socken (2x)  
  • Armlinge  
  • Beinlinge  
  • Handschuhe  
  • Specialized Recon Gravel-Schuhe  
  • Specialized Prevail 3 Helm  
  • Sonnenbrille 
  • Leichte Schuhe  
  • Ladekabel  
  • Ersatzschläuche  
  • CO2-Kartusche  
  • Wachsschmiermittel und Lappen zum Reinigen der Kette 
  • Kreditkarte, Bargeld und ein paar GPX-Dateien  
  • Garmin 1030 (für präzise Navigation) 
  • Chamois-Creme (jede Menge) 

Wir haben uns an diese übersichtliche Packliste gehalten, hätten aber sicher auch weniger mitnehmen können. Für Rider mit SRAM bietet sich ein Ersatzakku an. Wenn es durch Tunnel geht, solltest du an ein Rücklicht denken. Auch sonst lohnen sich Dinge, die das Pedalieren angenehmer machen, ohne zu viel Gewicht einzubringen. In Fahrradtaschen lässt sich richtig viel verstauen. Das Cleverste ist jedoch, nur das Allernötigste mitzunehmen und Gewicht zu sparen.  


Brauchst du wirklich zwei Radshorts oder kannst du deine Bibs unterwegs waschen und mehrere Tage tragen und so ein paar Gramm sparen? Hinterfrage alles. Die drei wichtigsten Sachen sind Radschuhe, Radhosen und eine gute Regenjacke. Unsere Freunde von Specialized Switzerland haben uns erstklassige Gravel-Schuhe und einen neuen Helm für die Tour zur Verfügung gestellt. (Tausend Dank dafür!). Für die langen Abfahrten – oder bei einem Regenschauer – ist eine gute Jacke unverzichtbar. Wir hatten einen Prototyp der Dual Dry Radjacke dabei, die in Kürze auf den Markt kommen wird. Die Jacke hält Regen und Wind perfekt ab. In Sachen Radshorts haben wir uns für die neuen ODLO Cargos entschieden. Die Funktionalität der Cargo-Tasche ist einfach unschlagbar. Ausserdem lassen sich diese Radshorts super mit einem Merino-T-Shirt kombinieren, was der Tour weniger Renncharakter und mehr Entdeckergeist verliehen hat – ein wunderbares Gefühl.  


Wichtigste Erkenntnis: Nach zwei Tagen ist der Rhythmus von Aufstehen, Packen und Losfahren automatisch in Fleisch und Blut übergegangen. Falls du noch nicht mit Radtaschen gefahren bist, solltest du unbedingt eine kleine Tour zur Probe machen. Voll bepackt ändert sich das Gewicht deines Rades erheblich – genau wie deine Geschwindigkeit.  


Der Lohn: 

Mit zwei kleinen Taschen, guter Ausrüstung, einer Kreditkarte, jeder Menge Motivation und gut geplanten Routen hast du unzählige Möglichkeiten für deine nächste Tour. Ob Rennrad oder Gravelbike – verlasse eingetretene Pfade und entdecke Neues. Schon das allein ist Belohnung genug. Allerdings wirst du die Erfahrung, eine grosse Route zu wagen und dann auch noch zu meistern, so schnell nicht vergessen.  


Ein grosses Dankeschön an Specialized Switzerland für die grosszügige Bereitstellung hochwertiger Gravel-Schuhe und Helme, um diese Reise zu einem Erfolg zu machen.

SHARE

Du möchtest noch mehr Inspiration?