Hike & Fly: worauf es ankommt
Eli startete zum ersten Mal beim Red Bull X-Alps und ihre Nachteile lagen klar auf der Hand. Obwohl die Österreicherin eine extrem versierte Alpinistin und Fluglehrerin ist, kommt sie aufgrund ihrer körperlichen Voraussetzungen über Land und in der Luft nicht so schnell voran wie ihre männlichen Kontrahenten. Und wer die vorgegebenen Turnpoints nicht innerhalb der festgelegten Zeitlimits passiert, wird aus dem Rennen genommen.
Somit hatte kaum jemand damit gerechnet, dass Eli das Ziel erreicht. Auch die 28-Jährige war sich selbst nicht ganz sicher, ob ihr Unterfangen von Erfolg gekrönt sein würde.
„Mich haben Journalisten gefragt, ob ich überhaupt fit genug sei, um das Rennen zu meistern. Und meine männlichen Kontrahenten brachten mir zwar Respekt entgegen, aber unterschwellig schwang immer ein bisschen Skepsis mit. Für sie war es zwar cool, dass ich mich dieser Herausforderung stellte, aber sie gaben mir zu verstehen, dass ein Ausscheiden meinerseits keine grosse Sache sei. Das Wichtigste war ja, es überhaupt zu versuchen.“
„Das war mental nicht ganz einfach. Denn wenn du die ganze Zeit nur Zweifel hörst, stellst du dir irgendwann selbst die Frage, ob du der Sache überhaupt gewachsen bist“, gibt Eli Egger ihre Gedankenwelt preis. „Doch am Ende hat mich das Gerede nur bestärkt, weil ich aller Welt zeigen wollte, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, wenn man Grenzen neu ausloten will.“
Da sie bei den beiden vorherigen Auflagen des Red Bull X-Alps einen anderen Athleten als Supporterin unterstützt hatte, war sich Eli vollauf bewusst, welch enorme Anforderungen das Rennen an die körperliche Fitness und die mentale Stärke stellen würde. Aus ihren Erfahrungen als Begleiterin nahm sie vor allem eine Sache zu ihrem eigenen Vorteil mit: Entscheidungsfähigkeit.
„Ich bin gut darin, Informationen zusammenzutragen und dann meine Optionen auszuloten“, so die Athletin weiter. „Dieses analytische Denken hat es mir ermöglicht, immer auf dem richtigen Kurs zu bleiben.“ Damit hatten einige männliche Athleten mitunter ihre Probleme: Während sie oftmals riskantere Fluglinien wählten, um Zeit einzusparen, entschied sich Eli für sichere, besser navigierbare Routen.
Ihr auserwähltes Supportteam, dem sowohl Männer als auch Frauen angehörten, hielt sie auf dem steinigen Weg in Richtung Tagesziel sowohl emotional als auch physisch bei Laune.