Ski 31.01.2022
Als die beiden Brüder Jan und Matti Waldner den Engadin Skimarathon zum ersten – und bisher letzten – Mal liefen, waren sie nur zwei von Tausenden Teilnehmern. Aber sie waren der Person ganz nah, der sie ihre Sportleidenschaft zu verdanken haben. Sie erinnern sich noch daran, dass sich die Masse in den ersten zehn Minuten kaum vorwärts bewegte, während alle versuchten, sich genügend Platz zum Langlaufen zu verschaffen.
In der Hälfte des Rennens und inmitten der atemberaubenden Berglandschaft zerbrach Mattis Stock, was ihn kurz in Panik verfallen liess. Aber da er nicht der Erste ist, dem das passiert, gab es am nächsten Hilfsposten kurzerhand einen Ersatzstock. Schliesslich überquerten die Brüder die Ziellinie mit schnellen Zeiten. Beide wollten noch einmal teilnehmen.
Am 13. März werden die beiden Ex-Profis, die heute Student bzw. Erdölingenieur sind, für die 52. Austragung wieder vor Ort sein. (Aufgepasst, Dario Cologna!) Wie ihr Vater es bei ihrer ersten Teilnahme tat, werden Jan und Matti die Chance nutzen, um andere für diesen Event zu begeistern.
Zeit gewinnen
Die heute 25 und 29 Jahre alten Waldner-Brüder sind in den sozialen Netzwerken besser bekannt als „Stew Crew“. Dort zeigen sie sich als zwei Österreicher, die ihr Leben hauptsächlich draussen verbringen und beim Trailrunning, Skifahren und Trainieren kaum mehr als ihre Base Layer, knappen Shorts und ihre Ausrüstung tragen: Mit diesem Markenzeichen haben sie sich einen Platz in der übersättigten Influencer-Welt geschaffen.
Ihren knapp 20 000 Followern zeigen sie, wie man mehr Bewegung in den Alltag integriert und ein aktives Leben führt. Hin und wieder posten sie aber auch ihr Skating-Talent.
Als sie klein waren, dachten sie gar nicht erst an Weltcupsiege. Aber als sie in der Mittelschule merkten, dass ihr Talent und ihr Ehrgeiz für mehr reichen würde, gingen sie auf ein Langlaufinternat. Schon bald begannen sie an Sprint- und Mittelstreckenläufen teilzunehmen, bevor sie ihr Profi-Dasein an den Nagel hängten, um ihre Ausbildung fortzusetzen. Während ihrer Karriere war das Training nie eine lästige Pflicht, und das gilt auch noch heute. Das Training hat ihnen immer Spass gemacht.
„Was mir am Langlaufen gefällt, ist, dass Muskeln und Kondition gleichermassen erforderlich sind“, erklärt Jan in einem Interview über den Skimarathon. Auch wenn Langlaufen für die Brüder weiterhin wichtig ist, findet man sie auch beim Laufen, Radfahren, Klettern, Wandern und Skirollern. Für sie ergänzen sich die Disziplinen, denn für sie geht es ums Draussensein und darum, sich zu bewegen.
Als Jan die Ausbildung beendet hatte und ihre Karrieren langsam Form annahmen, riefen sie 2019 die Stew Crew ins Leben, um den Menschen zu zeigen, was sie seit Jahren vorleben, aber auch aus Neugier: Egal, wie beschäftigt oder gestresst man ist, es ist immer möglich – und wichtig – sich täglich eine Stunde zu bewegen. „Nach unserer Sportlerkarriere haben wir weiterhin Sport getrieben. Deshalb haben wir dieses Instagram-Konto eröffnet, um den Leuten zu zeigen, wie man während des Studiums oder eines Vollzeitjobs einen aktiven Lifestyle führen kann, egal wie fit man ist oder auf welchem Niveau man einsteigt“, erklärt Jan.
Auch wenn es für sie kein Job ist, motiviert es sie und auch andere, wie sie hoffen.
An der Startlinie
Am Engadin Skimarathon in Maloja geht es an der Startlinie genau so zu wie an jedem beliebigen anderen internationalen Marathon, nur eben auf Skiern. So wie in Berlin, Chicago oder London. Amateure und Profis warten in Maloja auf den Startschuss.
Beim ersten Mal steckte Matti seinen Stock nervös immer wieder neben sich ein, um ihn in das Eis zu bekommen, und stocherte dabei auf alle Skier um ihn herum ein. „Wenn es dann aber losgeht, nimmt dich die Geschwindigkeit der Menschenmenge mit, so als ob du Rückenwind hättest“, erinnert er sich. Das Rennen führt langsam bergab und mit der Energie fühlt es sich echt schnell an.
Auf beiden Talseiten lockt das beeindruckende Panorama und kurz vor St. Moritz führt die Strecke durch einen menschengefüllten Zuschauerbereich. Dann folgen wieder kleine Wäldchen, später leicht abschüssiges Terrain und zum Schluss eine lange Zielgerade bis S-chanf. Wie es aussieht, werden etwa 14 000 Teilnehmer an der Startlinie stehen, wenn das Rennen wie immer seit 1969 am zweiten Sonntag im März losgeht.
Jan und Matti geht es dieses Jahr nicht um die Medaille. Stattdessen begleiten sie einen ODLO-Wettbewerbsgewinner, der die Nacht in St. Moritz verbringen, in einem neuen ODLO-Outfit mitlaufen und den Event mit zwei Ex-Profis an der Seite geniessen wird, die ihn an einem der wichtigsten Langlaufevents der Welt anspornen werden.
Zum Schluss des Gesprächs versichern uns die beiden Brüder, dass sie mit dem glücklichen Gewinner sanft umgehen werden. Also meistens zumindest.
Der Engadin Skimarathon ist der grösste Langlaufevent in der Schweiz und der zweitgrösste weltweit. Der Engadin Halbmarathon, der Engadin Frauenlauf und der Engadin Nachtlauf sind für die Marathonwoche ebenfalls geplant. ODLO ist seit 2015 Hauptsponsor des Engadin Skimarathons. Weitere Details gibt‘s hier.