Sewing machine with fabric

Fokus Nachhaltigkeit: So produziert ODLO mit recycelten Materialien

 Aktuell stellen wir 66 Prozent unserer Produkte aus recycelten oder natürlichen Materialien her. Heute wollen wir von unserer Senior Materials Managerin Rebekah Ziegner genauer wissen, wo wir bei ODLO in Sachen Nachhaltigkeit stehen.

Von : MARK COHEN • Nachhaltigkeit • 25.10.2022


„Die Verbraucher:innen erwarten heutzutage mehr Transparenz und klare Schritte hin zur Nachhaltigkeit. Das heisst, Unternehmen müssen nicht nur transparenter werden, sondern sich auch in allen Bereichen aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen“, erklärte ODLOs Senior Materials Managerin Rebekah Ziegner kürzlich bei einem Interview vor Ort. „Ich war schon immer sehr sportlich und träumte davon, meine Leidenschaft für Stoffe und Kleidung mit dem Sport zu verbinden. Als mir eine Stelle bei ODLO angeboten wurde, war meine Entscheidung klar. Mit Firmensitz in der Schweiz, umgeben von atemberaubender Natur – was gab es da zu überlegen?“

 

In acht Jahren konnten Rebekah und ihr Team bei der Verwendung von natürlichen und nachhaltigen Materialien bei ODLO viel bewegen. Wir haben sie gefragt, wie es derzeit um die Nachhaltigkeit bei den verwendeten Materialien steht und welche Schritte ODLO unternehmen will, um das Ziel, bis 2030 zu 100 Prozent aus nachhaltigen Materialien zu produzieren, zu erreichen.

 

Was hat sich bei der Verwendung nachhaltiger Stoffe durch ODLO seit deinen Anfängen getan?

Bei der Verwendung nachhaltiger Materialien hat sich in meiner beruflichen Laufbahn viel getan. Mein früherer Arbeitgeber führte sein erstes nachhaltiges Produkt in den Neunzigerjahren ein – damals aus Bio-Baumwolle. Doch damals interessierte sich dafür noch niemand, also stellte man die Produktion wieder ein.

 

Als ich bei ODLO anfing, standen nachhaltige Materialien noch nicht so stark im Fokus wie heute, doch für unsere nahtlosen Layer nutzten wir bereits recycelte Garne.

 

Trotz all unserer Bemühungen hatten wir ausgerechnet bei dieser Kollektion grosse Materialmengen übrig. Wir erkannten unseren Fehler und entwickelten eine nahtlose Kollektion, in der wir genau diese Reste verarbeiten konnten – daraus wurde unsere beliebte Blackcomb Funktionsunterwäsche. Ihr Design wurde auf der ISPO 2015 mit Gold ausgezeichnet. Heute werden unsere Blackcomb Base Layer zu mehr als 80 Prozent aus recycelten Garnen gefertigt. 

 

Wie steht es aktuell um den Materialverbrauch bei ODLO?

Als ich zu ODLO kam, wählten wir Materialien vor allem mit Blick auf ihre Funktionalität aus. Dann erschienen plötzlich die ersten Stoffe aus recyceltem Polyester auf der Bildfläche. Danach ging es Schlag auf Schlag.

 

Heute sind nicht-recycelte Materialien für mich ein No-Go und ich versuche, dieses Ethos auf unser gesamtes Sortiment anzuwenden. Die Funktionalität der Materialien steht zwar an erster Stelle, doch wir bevorzugen immer recycelte oder natürliche Stoffe. Und wenn diese die Funktionalität des Kleidungsstücks insgesamt beeinträchtigen, dann überdenken wir das Design von Grund auf.

 

Dabei ist mir nicht nur die Nachhaltigkeit der Materialien wichtig, sondern auch die Färbemethoden und die eingesetzten Chemikalien. Nehmen wir an, wir wollen für eine Regenjacke weniger schädliche Chemikalien verwenden … Als Folge sieht die Jacke bei Regen vielleicht nass aus, obwohl sie es gar nicht ist. Entscheidend dabei ist, wie das auf unsere Kundschaft wirkt.

 

Je leichter das Gewebe, desto feuchter kann es aussehen. Da kommt es auf die richtige Balance an – die bestmöglichen Chemikalien zu wählen und den Verbraucher:innen trotzdem die Gewissheit zu vermitteln, dass sie es mit Funktionskleidung von höchster Qualität zu tun haben.

 

Letztendlich muss die Kleidung ihren Zweck erfüllen. Heisst das, dass ihr manchmal für die Funktionalität auf Nachhaltigkeit verzichten müsst?

Nachhaltigkeit kann verschiedene Facetten haben. Vielleicht besteht ein Produkt nicht aus den nachhaltigsten Materialien überhaupt. Doch wenn dieses Produkt von so hoher Qualität ist, dass es anstatt zwei ganze fünf Jahre getragen werden kann, dann ist das auch ein grosser Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

 

Wenn sich Nachhaltigkeit und Funktionalität mal nicht optimal vereinen lassen, können wir das auf diese Art ausgleichen.

Sewing garment
Fabric in factory
Base layer close-up - Be Aware Of What You Wear


Also gibt es in Sachen Nachhaltigkeit nicht nur den einen richtigen Ansatz, sondern es bezieht sich vielmehr auf den gesamten Lebenszyklus der Kleidungsstücke. Richtig?

Ganz genau. Das beginnt schon bei der Zuteilung. Wo kaufe ich die Stoffe ein? Wo produziere ich meine Kleidungsstücke? Die Materialien sollen nicht erst um die ganze Welt reisen. Stattdessen beziehen wir sie dort, wo wir auch produzieren. Das heisst, wenn wir die Kleidung in Asien herstellen, sollten die Materialien auch von dort stammen. Dasselbe gilt, wenn wir in Europa produzieren.

 

Und wenn es einmal nicht möglich ist, die nachhaltigsten Materialien zu nutzen, haben wir noch die Möglichkeit, zumindest Monokomponenten-Stoffe zu verwenden. Denn wenn die Kleidung keinen Materialmix enthält, ist sie am Ende ihres Lebenszyklus leichter recycelbar. Wir überdenken die verschiedenen Punkte mit grosser Sorgfalt – von geografischen Aspekten über die chemische Behandlung und die Färbemethoden bis hin zum Wasserverbrauch.

 

Das Ende des Produktlebenszyklus entscheidet über die Zirkularität. Steht die Kreislauffähigkeit für euch im Fokus?

Ganz klar, ja. An der Kreislauffähigkeit führt kein Weg vorbei. Dabei geht es nicht nur darum, alte Kleidung wiederzuverwenden oder zu recyceln, sondern auch darum, was mit den recycelten Abfällen geschieht und welche Art von Verschmutzung dabei entstehen könnte. Zirkularität sollte für die gesamte Wirtschaft das Ziel sein, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

 

Wir arbeiten mit TEXAID zusammen, die in Geschäften Sammelkisten aufstellt, in denen die Leute ihre gebrauchte Kleidung zurücklassen können. Sie wird dann in ein Lager gebracht und von dort in eine Sortieranlage. Polyester kann zum Beispiel zerkleinert und zu Kunststoffgranulaten verarbeitet werden, aus denen dann neue Stoffe gesponnen und gestrickt werden.

 

Die Recyclinganlagen für diese Prozesse sind derzeit noch in Entwicklung, doch darin steckt grosses Potenzial. So können Textilabfälle zum Beispiel zum Dämmen von Häusern oder Füllen von Polstermöbeln dienen. Wenn auch nicht in neuer Kleidung, so wird das Material trotzdem wiederverwendet. Solche Partnerschaften sind zum Aufbau eines zirkulären Geschäftsmodells grundlegend.

 

Was ist der nächste Schritt im Hinblick auf nachhaltige Materialien?

Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Doch wir machen schnelle Fortschritte, denn der Zeitfaktor ist allen bewusst.

 

Vor Kurzem habe ich auf einer Messe einige grossartige Präsentationen zu diesem Thema gesehen. Einige Banken waren so interessiert, dass sie investiert haben. Ein wichtiger Aspekt sind Prüfungen im Sinne der Glaubwürdigkeit. Die Menschen müssen die Gewissheit haben, dass wir kein Greenwashing betreiben, sondern unsere Nachhaltigkeits-Claims Hand und Fuss haben. Für jedes Material erhalten wir von unseren Zulieferern Bescheinigungen, die unsere Angaben zu einem Produkt belegen.

 

Zudem haben wir eine Liste mit verbotenen Substanzen aufgesetzt, um sicherzustellen, dass unsere Zulieferer keine schädlichen Chemikalien einsetzen. Dass wir ein kleines Unternehmen sind, hat hier klare Vorteile – ich kann wirklich alle Produktlinien überwachen und sicherstellen, dass wir in jedem Bereich möglichst nachhaltig agieren.

 

Wir haben den Plan, bei ODLO bis 2030 zu 100 Prozent aus nachhaltigen synthetischen, recycelten und natürlichen Materialien zu produzieren. In jüngster Zeit haben wir grosse Schritte nach vorn gemacht und sind daher guter Dinge, dass wir unser Ziel erreichen werden.

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