Einige einfache Strategien, mit denen sich Outdoor-Enthusiast Yann Gobert auf seine Trail-Events im Sommer vorbereitet

Bereit für die Herausforderung 

Einige einfache Strategien, mit denen sich Outdoor-Enthusiast Yann Gobert auf seine Trail-Events im Sommer vorbereitet

Von : MARK COHEN • laufen • 13.06.2022


Der ODLO High Trail Vanoise ist einer von wenigen Trailläufen in Europa, die in sehr grosser Höhe stattfinden. Auf der klassischen und der langen Strecke sind Steigeisen ein Muss, da sie auch Gletscherüberquerungen beinhalten – das ist einzigartig. Was noch einzigartig ist: An einem Punkt führt die Route auf über 3000 Meter Seehöhe. 


Im Vorjahr nahm Yann Gobert, seines Zeichens Art Director bei einer Kreativagentur, die 72 Kilometer lange Strecke in Angriff, kam aber nicht ins Ziel. Der 45-jährige Franzose, der jedes Jahr rund 2500 Kilometer in Laufschuhen zurücklegt, ging leicht untertrainiert an den Start. Er war erst vor Kurzem in die Berge gezogen – drei Stunden von Val-d’Isère entfernt, dem Ausgangspunkt und Ziel des HTV.


Gobert – der versucht, Amateurveranstaltungen nicht allzu ernst zu nehmen – trainiert hauptsächlich im Gelände und nur manchmal auf Asphalt. 2022 geht er wieder beim High Trail Vanoise an den Start. In unserem Interview spricht er über seine Vorbereitung auf einen Lauf, der, nun ja, wirklich lange dauern wird. 

Im Vorjahr nahm Yann Gobert,  die 72 Kilometer lange Strecke in Angriff, kam aber nicht ins Ziel.
Gobert trainiert hauptsächlich im Gelände
2022 geht er wieder beim High Trail Vanoise an den Start

STECKBRIEF: YANN GOBERT

JAHRE ALS TRAILRUNNER: 18

TYPISCHE WOCHENKILOMETER: 50 bis 90

BESONDERE ERNÄHRUNG: keine

LIEBLINGSLAUFSTRECKE: 12 Kilometer, 900 Höhenmeter, ausserhalb von Annecy

 

Wird ein Lauf wie der ODLO High Trail Vanoise gern unterschätzt?

„Bei Events wie diesen ist die Distanz weniger eine Gefahr als die Höhe. Wenn der Rennleiter den HTV beim Briefing als einen der schwierigsten Läufe Europas beschreibt, lachen manche. Aber das Rennen ist hart und man muss mental darauf vorbereitet sein.“


„Ich nehme seit 18 Jahren regelmässig an Trailläufen teil, und das ist zweifellos einer der schwierigsten.“

 

Wie viele Kilometer in der Woche sollte man für längere Trailläufe trainieren?

„Je nach Event und Distanz würde ich sagen, etwa 50 bis 110 Kilometer. Das lässt sich gut in Zeit- oder Kilometerblöcke unterteilen. Ziel ist es jedenfalls, die Ausdauer zu steigern.“


„Manchmal absolviere ich viertägige Trainingsblöcke – ohne Ruhetag dazwischen –, damit meine Beine etwas müde werden. Das hilft.“ 

 

Worauf konzentrierst du dich in den zwei bis drei Monaten vor einem wichtigen Lauf?

„Ich bin kein Profisportler, der aufs Podest kommen will, sondern laufe, weil es mir Spass macht. Ich achte daher immer auf ein ausgewogenes Training. Vor einem Event baue ich möglichst viele Höhenmeter ein. Auch Speed-Hiking gehört dazu, darunter eine schnelle fünf- bis sechsstündige Wanderung pro Woche. Manchmal mache ich auch ein paar Tempoläufe. Aber am meisten konzentriere ich mich auf die Höhenmeter.

 

Was ist wichtiger: Dauerläufe oder einfach Unmengen von Ausdauertraining?

„Ich trainiere oft sehr intensiv, auch andere Dinge als Laufen. Ich verbringe viel Zeit im Sattel, auf Schotterwegen und in meinen Laufschuhen – und manchmal kombiniere ich verschiedene Sportarten, um die Trainingseinheiten noch länger zu machen. Wenn man nichts anderes tut als zu laufen, ist die Verletzungsgefahr hoch, besonders in den Bergen. Ich komme körperlich und mental am besten zurecht, wenn ich mein Training variiere.“

Der ODLO High Trail Vanoise ist einer von wenigen Trailläufen in Europa, die in sehr grosser Höhe stattfinden.
Der ODLO High Trail Vanoise ist einer von wenigen Trailläufen in Europa, die in sehr grosser Höhe stattfinden.
Der ODLO High Trail Vanoise ist einer von wenigen Trailläufen in Europa, die in sehr grosser Höhe stattfinden.

Wie holst du dir auf einem langen Trail die nötige Energie? Wie ernährst du dich?

„Ich esse in der Regel alle dreissig Minuten und habe immer kleine Snacks für zwischendurch dabei, wenn keine Labestation in der Nähe ist. Ich greife zu Dingen, die mir schmecken und die mein Magen gut verdauen kann. Gele nehme ich nie, sondern immer nur feste Nahrung wie Nussbutter. Rund zwei Monate vor dem Event schraube ich ausserdem meinen Zucker- und Alkoholkonsum herunter – natürlich im Rahmen des Zumutbaren.“

 

Stöcke: ja oder nein?

„Bei vielen Trailläufen sind Stöcke überflüssig. Aber bei einem Event wie dem HTV geht es so viel bergauf, dass es ohne Stöcke zu mühsam wäre. Wenn der Oberkörper mithilft, entlastet das die Beine. Beim HTV kann man nur die ersten vier Kilometer oder so schnell laufen. Den Rest der Strecke geht es bergauf, also können Stöcke wirklich enorm viel bewirken.“

 

Wie wichtig ist Muskeltraining für Trailläufe?

„Das Schwierigste beim Trailrunning sind die Abstiege. Vor einem Rennen baue ich also gern etwas Krafttraining ein, um meine Rumpf- und Beinmuskulatur zu stärken und den Aufprall beim Bergablaufen abzuschwächen. Split Squats sind toll, selbst wenn ich sie nur ein paar Mal die Woche für zehn Minuten am Tag mache.“

 

Wie sieht es mit Mentaltraining aus?

„Langstreckenläufe verlangen dir echt einiges ab. Es gibt Momente, in denen du dich fragst, was du eigentlich tust und warum du es dir nicht gerade auf der Couch gemütlich machst. Ich überlege mir vor dem Start gern ein kleines Mantra, um mir in Erinnerung zu rufen, warum ich hier bin und was ich tue. Das hilft. Auf der Strecke kurz mit anderen zu plaudern, wirkt ebenfalls Wunder.“ 


Nimm diesen Sommer am ODLO High Trail Vanoise teil. Es gibt noch Startplätze!  Du kannst @yanngobert auf Instagram folgen.

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