ODLO High Trail Vanoise 2022

Auf festem Boden

Ehemaliger UTMB-Teamchef und Skirennfahrer übernimmt die Leitung des Teams TSL, das 2022 ein weiteres Spitzentalent hinzuholt.

Von: MARK COHEN • laufen • 11.04.2022


Wir schreiben den Sommer 2021. Läufer:innen aus ganz Europa sind für den Odlo High Trail Vanoise angereist. Sie unterhalten sich über Platzierungen, die besten Trailrunning-Schuhe und ihre jeweiligen Wettkampfkalender – für die meisten eine ganz normale Szene nach einem Rennen, untermalt von den typischen Merinoshirts und Schirmmützen. 


Ebenfalls dabei steht Adrien Seguret – der damalige Lauftrainer und Manager des Teams TSL. Er plaudert über Vertical-Kilometer und andere Wettkämpfe, um ihn herum stehen Läufer:innen seines eigenen und anderer Teams. Die Stimmung ist positiv und nur wenige würden es in diesem Moment in Erwägung ziehen, ihn 2022 als Manager abzulösen. Alles läuft gut, die Athlet:innen des Teams bringen Resultate.


Aber ein paar Wochen später wird sein Posten aufgrund eines Interessenkonflikts frei werden, nachdem er eine neue Herausforderung bei einem französischen Trailrunning-Projekt angenommen hat.


Bühne frei für den 29-jährigen Emilien Bochet. Ein schmaler, zurückhaltender Mann, ein ehemaliger Langläufer, der seine Karriere bei der französischen Skirenn-Nationalmannschaft fortgeführt hatte. Am 1. Januar 2022 übernahm er die Teamleitung – und freut sich sichtbar über die kommende Saison und seine Chance. Wir treffen ihn in seinem Haus in den Bergen, um mit ihm über seinen neuen Job zu reden.

Emilien Bochet tritt dem TSL-Team bei

Auf die Frage nach dem Team und die bevorstehende Saison spricht Bochet kurz und bündig über seine Pläne, Trailrunning als solches und die Wettkämpfe und bezeichnet beides als seine Leidenschaften, nennt aber kaum weitere Details. Sein Instagram-Account hingegen zeigt einen jungen Mann, der für die Natur lebt. Eine bescheidene Person, die sich eindeutig für schöne Bergkulissen, das Leben in den Bergen, Rennen und Abenteuer begeistert – Leidenschaften also, die er in die Zusammenarbeit mit Seguret einfliessen lassen wird, der als Teamcoach dabeibleibt.


Obwohl er durch seine persönlichen Interessen ein vertrautes Gesicht in der französischen Trailrunning-Szene ist und er die Läufer:innen bei den meisten Veranstaltungen persönlich kennt, gibt er zu, dass er überrascht war, als man ihn für den Job im Team TSL anrief. Doch mit seinem Abschluss in Sport-Event-Management und bisherigen Tätigkeiten bei wichtigen internationalen Trailrunning-Wettkämpfen, wie dem Ultra Trail Mont Blanc, ist er vermutlich als einziger überrascht davon, dass er jetzt ein Profi-Trailrunning-Team leitet.


„Ich war ziemlich überrascht, als mich Adrien kontaktierte“, erklärt er seine Reaktion auf das Angebot im Herbst 2021. „Aber ich freue mich nun wahnsinnig, mit ihm (Seguret) und den Athlet:innen zu arbeiten, meine Rolle wahrzunehmen und eine neue Dynamik ins Team zu bringen.“


„Die Stimmung ist fantastisch und ich darf dabei sein.“

Run the ODLO High Trail Vanoise 2022
Cyrille Quintard
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Cyrille Quintard
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Cyrille Quintard
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Cyrille Quintard
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Cyrille Quintard

Hast auch du Lust auf den ODLO HTV am 9. und 10. Juli in Val d‘Isère? Auf der Website findest du alle Infos für die Anmeldung. Oder gewinne mit etwas Glück auf dem Instagram-Account von ODLO dein Wettkampf-Wochenende.

Yves Heloury wird Teil von TSL, Molliet tritt zurück

Abgesehen von der neuen Teamleitung gibt es bei TSL in der Nebensaison weitere wichtige Neuigkeiten, darunter der Beitritt von Yves Heloury. Von dem 23-jährigen Läufer, der 2021 französischer Meister im Vertical-Kilometer in Val d'Isère wurde, erhofft sich das Team Erfolge auf der Mitteldistanz und den klassischen Strecken. Diesen Sommer wird Heloury von Mai bis September jeden Monat Rennen bestreiten.


Laut Bochet ist Heloury auf flacheren Strecken richtig schnell. Er ersetzt den langjährigen TSL-Athleten Clement Molliet, der sich aus dem Rennsport zurückgezogen hat, um sich auf Karriere und Familie zu konzentrieren. Yves Heloury ergänzt das Team mit weiteren Trailrunning-Talenten wie Marine Quintard, Maxime Grenot, Claire Mougel, Damien Humbert und Benjamin Roubiol, die alle ihre eigenen Ziele für 2022 haben, auf die sie mit Bouchet gemeinsam hinarbeiten.    


Wettkämpfe und Trailrunning-Events im Jahr 2022

Die Dynamik der Trailrunning-Szene hat sich in den letzten Jahren stark verändert, gibt Bochet zu. Einige Events sind neu hinzugekommen, konnten sich aber nicht alle dauerhaft etablieren. Die Athlet:innen haben die Bedeutung von Marathonläufen – die heute als „Klassiker“ gelten – ausgedehnt, während die Organisatoren die Events auf Distanzen ausgerichtet haben, die das grosse Publikum anziehen.


Genau darin positionieren sich Rennen wie der ODLO HTV und Teams wie TSL. Sie sind so gross, dass sie im Vergleich mit anderen Veranstaltungen und Wettbewerbern in Europa einen hohen Stellenwert haben, aber nicht so gigantisch, dass sie international bekannt sind. Aber genau das macht ihren Charme aus.


Der HTV ist ein Trailrunning-Event für die breite Masse in einer der schönsten Regionen Frankreichs: Nur wenige Menschen, die nicht in Frankreich wohnen, bekommen die hohen Berge, den Schnee und diese einmaligen Singletrails je zu sehen, geschweige denn unter die Füsse. Es gibt verschiedene Streckenlängen, vom Vertical-Kilometer bis hin zu 20-, 42-, 72- und 92-Kilometer-Läufen, aber dennoch bleibt der HTV im wahrsten Sinne des Wortes ein bodenständiges Event. Denn dieses Rennen wurde nicht von einem der grossen Rennunternehmen übernommen. Es wird lokal organisiert und ist und bleibt einfach ein Meilenstein für Trailrunning-Begeisterte. Überdies findet er in einem idyllischen französischen Bergdorf statt.


Ähnlich sieht es beim Team TSL aus: ein Kader mit besonderen Talenten, viel Hingabe und der Fähigkeit, bei Veranstaltungen zu gewinnen – aber vielleicht eben noch nicht auf den ganz grossen Bühnen der Trailrunning-Welt. Aber das könnte sich laut Bochet mit der Zeit ändern, da sich der Trailrunning-Sport weiterentwickelt, neue Talente heranwachsen und bekannte Namen die Grenzen des Machbaren ausloten.


Bis dahin blickt TSL von seiner bereits starken Basis aus auf das Jahr 2022 und hat dabei vor allem die Ergebnisse im Blick. Mit so unterschiedlichen Läufern wie dem Ultra-Trail-Spezialisten Grenot und der Hochgebirgsläuferin Mougel – um nur zwei Beispiele zu nennen – sind Erfolge so gut wie garantiert, nicht nur beim HTV.

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